Kraft
Würde

Sie strahlt Kraft und Würde aus, und sie lacht und hat keine Angst vor dem kommenden Tag.

Sprüche 31,25

Während ich den Blutdruck der sudanesischen Frau messe, die in den nächsten Wochen ihr Kind erwartet, erzählt sie mir von ihrer Flucht nach Ägypten. Sie musste alles zurücklassen. Hier wird sie eher geduldet als willkommen geheißen. Sie ist alleine hier. Ihr Mann ist, wie viele andere, im Sudan zurückgeblieben. Ob dieses Kind sogar unfreiwillig auf der Flucht entstanden ist? Wir können nur erahnen, wie viele Frauen Opfer von Vergewaltigung als Kriegswaffe geworden sind.

Eine neue Generation an Kindern wächst heran, deren Leben inmitten von Krieg und Gewalt und dem unsicheren Status als Flüchtlinge entstanden ist. Viele von ihnen werden von traumatisierten Müttern getragen. Von Frauen, die angesichts der wachsenden Wölbung unter ihrem Kleid Scham empfinden und diese zu verstecken versuchen.

„Kraft und Würde strahlt sie aus“ - im Geiste gehe ich die vielen Frauen durch, die ich heute schon untersucht habe. Nicht eine einzige fällt mir ein, die Kraft und Würde ausstrahlt. Diese Frauen sind gezeichnet von dem Krieg, der 2023 so unerwartet ihr Land überrollt hat.

„Sie lacht und hat keine Angst vor dem morgigen Tag“. Jede von ihnen trauert um das Leid und die Hoffnungslosigkeit im Sudan. Viele sind besorgt, ob sie jemals wieder in ihre Heimat zurückkehren können. Viele verstecken hinter ihrem Lächeln eine tiefe Sorge darum, wie sie das Kind, das sie erwarten, versorgen sollen. Sie sind beschämt und trauen sich nicht über das Leid, das ihnen angetan wurde, zu sprechen.

„Bevor der Morgen graut, ist sie schon auf… ihr Licht geht auch bei Nacht nicht aus. Sie macht sich selbst Decken… Sie isst nie das Brot der Faulheit.“ Dieser Teil aus Sprüche 31 wiederum trifft auf die Frau zu, die vor mir sitzt. Und auf die vielen anderen Sudanesinnen, die mit ihr geflohen sind.

Was für einen Unterschied es für sie und ihre Kinder machen würde, wenn sie Jesus begegnen. Wenn sie erleben würden, dass er sie frei macht von Scham und Angst und ihnen Kraft und Würde gibt.

Dafür bete ich, während ich meine Hand für die weitere Untersuchung auf ihren Bauch lege.