Jesus – das Zentrum der Mission

Der Schweizer Theologe Emil Brunner hat 1931 Mission treffend beschrieben: »Die Kirche besteht durch Mission, so wie Feuer durch das Brennen am Leben bleibt.« Inzwischen sind fast 100 Jahre vergangen. Doch wie sollen wir heute Mission verstehen?

Mission wird neu diskutiert

Die Welt ist komplexer geworden. Es gibt unterschiedliche Meinungen über die ganzheitliche Bedeutung der Mission. Sie ist global und lokal tätig. Inzwischen leben im Globalen Süden, unseren historischen Einsatzländern, viel mehr Christen als in der »alten Welt«. Was also haben unsere Kirchen der Welt noch zu bieten?

Fünf Merkmale der Mission

Die anglikanische Kirche formulierte in den 1980er Jahren ein neues Verständnis christlicher Mission. Als wesentliche Aspekte der missionarischen Arbeit der Kirche werden Verkündigung, Befähigung, Barmherzigkeit, Gerechtigkeit und Pflege der Schöpfung genannt. Sie gehören zusammen, bedingen sich gegenseitig und ergänzen einander. Diese Kombination spiegelt die Lehre von Jesus, die Praxis der frühen Kirche und die Botschaft der biblischen Propheten wider.

Eine Darstellung als »Atommodell« macht offensichtlich, dass die fünf Bereiche nicht unabhängig voneinander sind, sondern um einen gemeinsamen Kern kreisen: Jesus Christus, A und Ω. Was immer die Kirche in den einzelnen Bereichen (Merkmalen) unternimmt, wird durch Jesus im Zentrum bestimmt und zusammengehalten. Ohne dieses Zentrum verliert Mission ihre Orientierung und Kraft. Was können wir heute daraus lernen?

Ganzheitlichkeit

Die Frohe Botschaft ist einerseits nicht nur für das individuelle Heil des Menschen bestimmt. Eine »Erlösung vom Bösen« beinhaltet auch ein Heil im medizinischen, seelischen, sozialen oder ökologischen Umfeld der Menschen. Andererseits bedeutet Ganzheitlichkeit genauso, Menschen immer auch geistlich zu dienen. In jedem sozialen Projekt der Kirche muss die rettende Botschaft von Jesus integriert sein. Mission darf nicht nur philanthropisch orientiert geschehen.

Jesus selbst beschreibt die zentralen Aspekte des jüdischen Gesetzes als Barmherzigkeit, Gerechtigkeit und Glauben. Das ist ganzheitlich! Er fügt weiter hinzu, dass wir »das eine tun und das andere nicht lassen« sollen. (Mt 23,23; Lk 11,42)

Vorzug oder Priorisierung?

Darf oder muss es innerhalb der fünf Merkmale der Mission eine Priorisierung geben? Sind einige wichtiger als andere? Das ist keine einfache Fragestellung und wird unter Missiologen und Theologen durchaus kontrovers diskutiert.

Drei Beobachtungen möchte ich kurz erläutern:

Kompetenz: Bereiche 1 und 2 kann nur die Kirche bzw. Gemeinde tun.
Auch Bereiche 3 bis 5 liegen in ihrer Verantwortung, wobei das andere Organisationen genauso und teilweise mit mehr Ressourcen leisten können.

Ewigkeitswert: Wenn Bereiche 3 bis 5 bis in alle Ewigkeit wirken sollen, geht es nicht ohne Verkündigung und Jüngerschaft. Was wir tun, soll für Menschen auch Auswirkungen auf das Leben nach dem Tod haben. Die Zugangsberechtigung zur ewigen Herrlichkeit Gottes gibt es nur durch Jesus allein. Nicht durch verbesserte Gesundheit, mehr Gerechtigkeit, mehr Nachhaltigkeit, ja nicht einmal durch Freiheit oder Frieden in der Welt.

Proklamation: Das Zentrum muss der biblische Jesus, der ewige Sohn Gottes, der göttliche Messias sein, und zwar in jedem Bereich der christlichen Mission. Ich behaupte: Die Kirche kann durch Taten der Liebe das Reich Gottes nicht nachhaltig fördern, wenn sie nicht gleichzeitig den König dieses Reiches zum Thema macht. Die Kirche muss den Menschen erklären, wie sie Teil dieses Reiches werden können, nämlich durch Umkehr und Glauben an Jesus Christus als ihren Herrn.

Das Zentrum muss der biblische Jesus, der ewige Sohn Gottes, der göttliche Messias sein, und zwar in jedem Bereich der christlichen Mission.

Wie engagieren wir uns als Gemeinde Jesu nachhaltig mit unseren Ressourcen für Mission? Diese Frage sollte sich jede Gemeinde stellen und darum ringen, ihr Mandat in dieser Welt zu verstehen. Möge das zu gezieltem, strategischem Engagement führen!

Für uns bedeutet Mission, das Evangelium dorthin zu bringen, wo es in der islamischen Welt noch keine Gemeinden gibt. Wir wollen von Jesus reden, Gläubige zur reifen Nachfolge anleiten, Gemeinden gründen und dabei aus Liebe Muslimen ganz viel Hilfe und Barmherzigkeit entgegenbringen.

Also »das eine mit Herzblut und Leidenschaft tun und dabei das andere nicht lassen«.