
Für die meisten von uns gehören Träume und Visionen vermutlich nicht zu den gängigsten Wegen, auf denen Gott mit uns kommuniziert. Das haben einige Menschen, von denen die Bibel berichtet, ganz anders erlebt. Ihnen hat Gott durch Träume sehr wichtige Dinge offenbart. Und im Dienst in der islamischen Welt stoßen wir immer wieder auf Muslime, für die ein Traum oder Träume von Jesus entscheidend war(en), sich auf die Suche zu machen und ihn kennenzulernen.
Ich hatte mich nicht für einen Traum-Deuter gehalten, bis ein junger Muslim mich in meinem Büro in der Türkei besuchte. Ich hatte ihn vor einer Weile durch einen gemeinsamen Freund kennengelernt, und gelegentlich kam er auf einen Schwatz vorbei. Bei einem Glas Tee erzählte er mir von einem Traum, den er letzte Nacht gehabt hatte. »Es war total komisch«, sagte er. »Ein Mann in blendend weißer Kleidung tauchte vor mir auf und ging auf dem Wasser. Kannst du mir sagen, was das bedeutet?«
Ich griff nach meiner türkischen Bibel, öffnete sie bei Matthäus 14 und gab sie ihm in die Hand. »Lies das,« sagte ich, während ich auf Vers 22 deutete. »Denkst du, dass er es war?« Nachdem er die Geschichte von Jesus, der auf dem Wasser ging, laut vorgelesen hatte, schaute er mich an und stellte fest: »Ja, das ist er!« Das war der Anfang seiner Reise zum Glauben an Jesus. Mehrere Monate trafen wir uns, um gemeinsam in der Bibel zu lesen. Später ließ er sich taufen und wurde Teil einer Hausgemeinde.
Geschichten von Träumen und Visionen
Träume und Visionen waren schon immer eine Art des Redens Gottes zu Menschen. Im Alten Testament lesen wir von Personen wie Abraham, Jakob, Joseph und Daniel, die dafür bekannt sind, dass Gott ihnen Träume gab. Er benutzte auch Träume, um zu Leuten wie dem Pharao oder Nebukadnezar zu reden, die nicht zu seinem Volk gehörten. Das Neue Testament beginnt mit den drei Träumen Josephs in der Weihnachtsgeschichte. In der Nacht, bevor Jesus von der jüdischen Obrigkeit vor Pilatus angeklagt wird, hat dessen Frau einen beängstigenden Traum, aufgrund dessen sie ihren Mann dringlich auffordert, nichts mit diesem unschuldigen Menschen zu tun zu haben. Und in seiner ersten Predigt an Pfingsten erklärt Petrus, dass es beim Kommen des Heiligen Geistes um die Erfüllung alttestamentlicher Verheißungen geht: »… und eure jungen Männer werden Gesichte sehen und eure Ältesten werden in Träumen Visionen haben.«
In den meisten muslimischen Kulturen wird Träumen große Bedeutung beigemessen. Vielleicht gibt es deshalb so viele Beispiele dafür, dass Gott in unserer Zeit durch Träume und Visionen zu Muslimen spricht. Untersuchungen zeigen tatsächlich, dass für etwa ein Drittel aller Muslime, die Nachfolger Jesu wurden, ihre Reise zu Jesus durch einen Traum begann. Meistens erscheint in den Träumen ein Mann in Weiß, der ihnen Anweisungen gibt, ihnen etwas zeigt oder sie Frieden empfinden lässt.
Untersuchungen zeigen, dass für etwa ein Drittel aller Muslime, die Jesusnachfolger wurden, die Reise zu ihm durch einen Traum begann.
Träume deuten
Wenn Muslime bedeutungsvolle Träume haben und glauben, dass diese von Gott sind, haben wir verständlicherweise großen Respekt davor, ihnen eine Deutung zu geben. Aber es ist wichtig, die Feststellung Josephs vor Augen zu haben, dass es Gottes Sache ist, Träume zu deuten! (1 Mo 41,16). Dabei scheint es drei Wege zu geben, auf denen Gott Ungläubigen die Deutung eines Traumes offenbart.
1. Der Ungläubige träumt und versteht die Bedeutung des Traumes sofort. Ein Beispiel dafür wäre Abimelech in 1. Mose 20, den Gott warnte, er sei so gut wie tot, weil er Abrahams Frau Sara in sein Haus aufgenommen hatte. Abimelech verstand die Botschaft sofort und beteuerte Gott gegenüber seine Unschuld. Auch manche Muslime verstehen die Bedeutung ihres Traumes augenblicklich und schließen daraus, dass sie an eine Bibel kommen oder einen Nachfolger Jesu finden müssen, mit dem sie reden können.
2. Derjenige, der den Traum hatte, versteht ihn nicht, aber für den Christen ist die Deutung offensichtlich. Ein Beispiel dafür wäre die Situation, in der Joseph seinen Mitgefangenen, dem Bäcker und dem Mundschenken, ihre Träume deutet. Er verstand sie sofort. Eine Muslima erzählte einem Freund und mir kürzlich, dass sie manchmal davon träumte, wie sie auf dem Wasser ging. Wir zeigten ihr die Geschichte, in der Jesus Petrus einlädt, übers Wasser zu ihm zu kommen, und deuteten ihre Träume so, dass Jesus sie einlud, näher zu ihm zu kommen.
3. Die Bedeutung eines Traumes ist anfangs manchmal weder für den Träumenden noch für den Nachfolger Jesu klar. Ein biblisches Beispiel dafür wäre Daniel, der sich Zeit erbittet, um Nebukadnezars Traum deuten zu können (Dan 2,16-18). Genauso haben wir manchmal Muslimen sagen müssen, dass wir die Deutung ihres Traumes (noch) nicht kennen. Dann haben wir mit ihnen gebetet, dass Gott auf die eine oder andere Weise zeigen würde, was der Traum bedeutet, vielleicht durch einen weiteren Traum oder eine Offenbarung an uns. Dabei haben wir erlebt, dass dieses Angebot immer dankbar angenommen wurde.
Über die Traumdeutung hinaus
Gott gebraucht Träume, Visionen und sogar Engelerscheinungen, um die Aufmerksamkeit verlorener Menschen zu gewinnen und ihnen Dinge klar zu machen. Aber er erklärt ihnen damit das Evangelium nicht. Denn das ist der Auftrag, den er uns gegeben hat.
Deshalb sandte Gott einen Engel zu Kornelius, der ihn aufforderte, seine Leute loszuschicken, um Petrus zu holen. Als dieser ankam, fand er den ganzen Haushalt des Kornelius und viele seiner Vertrauten versammelt, bereit, auf die Botschaft zu hören und Jesus als Retter und Herrn anzunehmen.
Gott erklärt suchenden Menschen durch Träume oder Visionen nicht das Evangelium. Denn das ist unser Auftrag.
Deshalb schuf Gott durch Nebukadnezars Traum eine Möglichkeit, dass Daniel ihm von dem »Gott des Himmels« erzählen konnte. Das Ergebnis war, dass Nebukadnezar sich vor Daniel niederwarf und bekannte: »In Wahrheit, euer Gott, er ist Gott der Götter und Herr der Könige und offenbart Geheimnisse …« (Dan 2,46-47). Und deshalb erlaubte Jesus, der »blendend weiße Mann, der auf dem Wasser ging«, mir, ihn meinem Freund vorzustellen, indem ich ihm eine biblische Geschichte zeigte. Was für ein Vorrecht hat Gott uns da gegeben!
Einmal besuchte meine Frau mit Lydia, einer gläubigen Türkin, die bei uns zu Gast war, zwei muslimische Frauen in ihren Häusern. Nach anfangs etwas oberflächlichen Gesprächen bat Lydia die Frauen, von ihren Träumen zu erzählen. In beiden Fällen sprachen die Frauen davon, dass sie einen Mann in Weiß gesehen hatten. Eine meinte, dass sie ihn von den Füßen bis zum Oberkörper sehen konnte, aber nicht sein Gesicht. Lydia erzählte ihr von Jesus und dass er sie offensichtlich einlud, ihm ins Gesicht zu schauen. Ohne Lydias Frage nach den Träumen hätten die Frauen vermutlich nicht davon erzählt.
Was bedeutet das für uns?
Es ist sehr wahrscheinlich, dass noch viel mehr muslimische Männer, Frauen und Kinder Träume von dem Mann in Weiß haben. Das Traurige ist, dass sie vielleicht nie Nachfolger Jesu treffen, die ihnen helfen könnten, ihn nicht nur zu sehen, sondern ihn auch persönlich kennenzulernen. Deshalb ist es bei Frontiers unsere Leidenschaft, Menschen zu rekrutieren, vorzubereiten, zu unterstützen und zu begleiten, damit sie an Orten leben können, an die das Evangelium bisher nicht gekommen ist. Wenn Jesus sich selbst von Guinea bis China, von Tatarstan bis Kapstadt Muslimen in Träumen offenbart – würdest du dann mit uns beten, dass der Herr der Ernte mehr Arbeiter aus unseren Kirchen und Gemeinden auf diese Erntefelder schickt? Und vielleicht will er ja dich selbst senden …