Context 2017 Ausgabe 04 Mit Muslimen feiern

Religiöse Feste – ob christliche oder islamische – bieten eine gute Gelegenheit, um mit Muslimen über den Glauben ins Gespräch zu kommen. Denn Jesu Wirken auf der Erde hat gerade auch im Zusammenhang mit den islamischen Festen eine besondere Relevanz und vermag so direkt in das Leben der Muslime zu sprechen.

In den meisten islamischen Kulturen ist der Glaube keine Privatsache, wie wir das in Europa gewohnt sind. Wenn ich in unserem Einsatzland jemanden kennen lernte, kam es häufig vor, dass ich nicht nur nach meinem Namen, sondern auch gleich nach meiner Religion gefragt wurde. Ein oberflächliches Gespräch über die Religionszugehörigkeit war folglich nichts Aussergewöhnliches. In ein tieferes Gespräch über den Glauben zu kommen, war bedeutend schwieriger. Religiöse Feste waren da eine willkommene Gelegenheit, um über die Bedeutung des Glaubens für uns persönlich sprechen zu können. Weshalb feiern wir Weihnachten? Was ist die Bedeutung von Karfreitag und Ostern? Aber auch islamische Feiertage eignen sich gut, um auf die Botschaft von Jesus dem Messias zu sprechen zu kommen. Denn während den Festtagen ist es üblich, Verwandte und Freunde einzuladen, mit ihnen Zeit zu verbringen, zu essen und zu schwatzen. Hinzu kommt, dass Muslime in jenen Tagen ihre religiösen Pflichten besonders genau beachten und sich Gedanken zu Gott und ihrem persönlichen Schicksal machen. Auf entsprechend offene Ohren stossen Fragen und Erzählungen zum Glauben. So hat Irma das auf dem Balkan erlebt:

Blutvergiessen – das Opferfest

Ein sehr ermutigendes Gespräch im Blick auf das islamische Opferfest „Kurban Bajram“ ergab sich sozusagen zufällig auf meinem Weg nach Hause. Ich kam am Haus einer Bekannten vorbei, die sich gerade mit ihrer Familie vor ihrem Hochhaus aufhielt, um einige Vorbereitungen für das Fest zu treten. Ganz begeistert erzählte sie mir von der Bedeutung des Festes, bei dem ein Tier rituell geschächtet wird, um an Abrahams Bereitschaft zu erinnern, seinen eigenen Sohn zu opfern. „Der Vater sollte seinen Sohn opfern, und deshalb opfern auch wir ein Tier“, erklärte sie. Diese Begegnung war für mich eine unerwartete aber willkommene Gelegenheit, um auf den Opfertod Jesu hinzuweisen und dessen Bedeutung zu erklären. Die Familie hörte aufmerksam zu, als ich die Ausführungen meiner Bekannten aufnahm und weiter führte: Der himmlische Vater hat seinen Sohn, Jesus, nicht verschont. Sein Blut ist für unsere Errettung gegossen. „Christus opferte auch nicht das Blut von Böcken und Kälbern für unsere Sünden. Vielmehr opferte er im Allerheiligsten sein eigenes Blut ein für alle mal. Damit hat er uns für immer und ewig von unserer Schuld vor Gott befreit“ (Hebr 9,12).

Versuchung widerstehen – Ramadan

Die Fastenzeit während des Monats Ramadan ist ebenfalls von verstärkter Frömmigkeit geprägt: Die Männer gehen in grösseren Scharen in die Moscheen, sie tragen vermehrt die typischen Gebetsmützen und die Frauen achten noch stärker auf eine korrekte Verhüllung. Auch viele Muslime in Europa verzichten während des Ramadans konsequenter auf Schweinefleisch und Alkohol. Man beschäftigt sich mehr als sonst mit dem Glauben und will Gott besonders gefallen. Wer in der Fastenzeit mit Muslimen über Jesus reden will, kann eine Brücke zum vierten Kapitel des Matthäusevangeliums schlagen. Hier wird beschrieben, wie Jesus in der Wüste vierzig Tage fastete und von Satan versucht wurde. Schliesslich widersteht Jesus allen Versuchungen und weist den Teufel in die Schranken. Jesus kann sich folglich nicht nur mit unseren Versuchungen identifizieren, sondern hat auch die Macht, Satan zurückzuweisen.

Besser als Scrabble – Weihnachten

Familie Wieser in Südostasien lädt alljährlich eine einheimische Familie ein, um mit ihr Weihnachten zu feiern und den Jesusfilm zu schauen. Sie erzählen folgende Begebenheit:

Es ist schon ein paar Jahre her. Die Vertonung des Jesusfilms in der lokalen Sprache war gerade fertig geworden und wir luden eine Familie ein, diesen mit uns anzusehen. Die Familie kam später als erwartet und wir vertrieben uns die Zeit damit, Scrabble zu spielen. Alles war bereit. Der Film im CD Spieler, die Geschenke für die Familie verpackt und das Essen fertig gekocht. Endlich kamen sie. Wir aßen gemütlich zusammen und luden sie dann ein, mit uns den Film zu sehen. Der Sohn und die Mutter waren sofort dabei, der Vater jedoch wollte lieber mit meinem Mann Scrabble spielen. Während der Film lief, redete der Vater so viel und laut, dass wir sehr gut hinhören mussten, um etwas zu verstehen. Ich beobachtete den Sohn und die Frau, weil ich wissen wollte, ob sie überhaupt noch Interesse an dem Film hatten. Aber sie schauten so interessiert zu, dass ich daran keinen Zweifel hatte. Nach einer Weile wurde der Vater ruhiger und sagte: „Hm, alles was in dem Film bis jetzt gesagt wurde, war richtig und gut!“ Er schien mehr mitbekommen zu haben als es den Anschein machte, und nun wollte er plötzlich auch nicht mehr Scrabble spielen. Am Ende des Films wollten sie sogar ein Exemplar mit nach Hause nehmen. Später erfuhren wir, dass der Jesusfilm der einzige Film wurde, den der Sohn während des Ramadans sehen durfte.

»Egal, ob in der islamischen Welt oder bei uns in Europa – die allermeisten Muslime feiern ihre Feste mit Begeisterung. Entsprechend gerne geben sie Auskunft, wenn wir uns aufrichtig dafür interessieren. Und so manche hören mit Erstaunen, dass Jesus die Bedeutung ihrer Feste in eine ganz neue Dimension führen kann.«