Nothilfe Aktuelle Berichte zur Erdbeben-Katastrophe

Wir stehen im engen Kontakt mit unseren Mitarbeitern vor Ort und uns erreichen aktuelle Nachrichten und Updates.

Aktuelle Berichte

Wir sind mit mehreren Teams und vielen Gläubigen vor Ort, um Hilfe zu leisten. Nach anfänglicher, kurzer Schockstarre erreichen uns nun stündlich neue Nachrichten und Sprachnachrichten, viele hastig von unterwegs mit dem Handy aufgenommen. Fotos und kurze Videosequenzen machen das unbegreifliche Ausmaß der Zerstörung und großen Not greifbar. Wir lesen aber auch von konkreten Hilfsaktionen, viele Teams haben unmittelbar mit Hilfsprogrammen auf die große Not reagiert. In enger Abstimmung mit unseren Teams werden wir einige Nachrichten und Eindrücke an dieser Stelle teilen.

Es ist ein großer Vorteil, dass unsere Mitarbeiter unmittelbar vor Ort sein können. Sie sprechen die Sprache und leben oftmals seit vielen Jahre in enger Beziehung mit den Einheimischen. Diese Netzwerke erweisen sich gerade jetzt als großer Segen. Denn es gilt, keine Zeit zu verlieren. Gemeinsam mit Gemeinden, Behörden, lokalen und internationalen Hilfswerken versuchen sie nun, einen Unterschied in diesem Chaos zu machen. Nachdem sich die Erde bewegte, bewegen sich jetzt die Helfer, Beter und Unterstützer.

In den letzten Tagen haben wir dafür gebetet, unsere Nische zu finden, um den Menschen gezielt helfen zu können. Was ist Gottes konkreter Auftrag für uns in dieser Situation? Wir suchen eine Vorgehensweise, die langfristig Beziehungen baut und die wir dauerhaft umsetzen können. Die Folgen dieser Katastrophe werden einen Marathon erfordern.

Die weitaus meiste Hilfe geht in die Türkei. Die Menschen in Syrien zu erreichen ist viel schwieriger. Wenige Minuten Erdbeben haben dort in manchen Regionen mit großer Wucht mehr Zerstörung gebracht als viele Jahre Krieg zuvor. Aber wir sind mit unseren Teams in diesen Stunden daran, Wege dorthin zu finden, wo wenig Hilfe hinkommt. Wir sind der festen Überzeugung, dass aus dieser Katastrophe langfristig auch Spuren des Segens sichtbar werden können.

Freitag, 17. März

Eine Nachricht eines Erdbebenhelfers aus der Türkei.

Heute war es endlich so weit: Nach vier Tagen das erste Mal duschen 😅. Ansonsten geht es uns hier ausgesprochen gut.

Uns ist aufgefallen, dass die Verwüstungen bzw. die Lage der Aufräumarbeiten in den Dörfern nochmal ganz anders als in der Stadt sind. Was aber überall gleich ist, ist die große Gastfreundschaft: Egal wo wir ankommen, egal wie die Menschen leben, wir bekommen mindestens einen Chai (Tee) serviert und ganz viel Dankbarkeit entgegengebracht. Das sind auch die Highlights des Tages: Wenn wir durch einen Übersetzer Bruchstücke von dem mitbekommen, was die Menschen erzählen.

Da wir in Multi-kulturellen Teams arbeiten, sind uns die Unterschiede bei der Arbeitsethik besonders aufgefallen. Da gibt es viel zu übersetzen und zu lernen. Wir sind dankbar für genügend Geduld miteinander. Betet doch für ein gutes Miteinander!

Normalerweise arbeiten wir von morgens bis in die Nacht und bauen ca. acht Notunterkünfte pro Tag auf. Dabei wurden wir darauf aufmerksam gemacht, dass Geschwindigkeit nicht alles ist. Ziel ist es, den Menschen zu dienen, auch durch gemeinsame Zeit und herzliche Begegnung. Ein türkischer Bruder betet zudem oft für die Betroffenen.

Der Herr segne dich fürs Mitbeten!

Donnerstag, 9. März

Für den Shelteraufbau bildet unser Experte für Notunterkünfte mehr und mehr Einheimische aus. Besonders bei syrischen Arbeitern ist der Wunsch groß, Shelter nach Syrien in ihre zerstörten Dörfer oder Kleinstädte zu bringen. Auch dafür läuft jetzt ein Visaantrag. Eine Genehmigung wäre ein Wunder und genau das brauchen wir jetzt. Es wäre so großartig, wenn wir 500 Shelter auch direkt in Syrien bauen könnten. Der Bedarf ist viel viel größer.

Bei aller Arbeit wollen wir uns aber auch immer wieder Zeit für Gesprächen nehmen, uns zu den Menschen setzen, für sie beten und Beziehungen bauen. Manchmal bedeutet das, mit ihnen zu weinen und manchmal auch herzlich zu lachen.

Sorgenvoll schauen wir auch auf viele Kinder, die ohne Eltern unterwegs sind. Wie viele Waisen es sind – keine Ahnung. Eine gute Schulbildung zu bekommen war schon vorher schwierig, besonders unter den Flüchtlingen. Dieses Problem wird sich jetzt durch zerstörte Schulen und den Lehrermangel weiter verstärken. Projekte für die Zukunft gibt es viele, aber wir brauchen Visa – besonders für Syrien.

Dienstag, 7. März

Nachricht einer Mitarbeiterin

Gerade komme ich aus Syrien zurück. In dieser Woche habe ich so viel Leid gesehen, konnte mit Traumatisierten reden und auch beten. Viele haben das gern in Anspruch genommen. Sie fühlen sich völlig vergessen und haben überhaupt keine Perspektive für die Zukunft. In dieser Zeit habe ich so gut wie keine Ausländer getroffen, Touristenvisa scheinen sehr lange zu dauern, wenn sie überhaupt erstellt werden. Wohnen ist ein Problem, Geld wechseln und einkaufen ebenfalls. Wir werden beobachtet. Hilfe kommt tatsächlich nur in den großen Städten und Hauptstraßen an. Sie wird in erster Linie über die Regierung verteilt. Erreicht man die Dörfer abseits der großen Straßen, dann ist davon mehr oder weniger nichts zu finden. Immer wieder höre ich den Satz: Es ist so wohltuend, dass du kommst. Hier muss ich auch lernen, dass man nach ca. 10 Tagen aufgehört hat die toten zu zählen. Letztlich kennt wohl niemand die genauen Zahlen.

Ich werde jetzt ein paar Tage Pause machen, reflektieren, beten, entspannen. Ich habe auch Fehler gemacht, kann manches sicherlich effektiver gestalten. Wie gern würde ich Teammitglieder mitnehmen, aber das scheint nicht zu klappen. Doch die Planung der neuen Tour steht an und Leute werden sich freuen, wenn ich zurückkehre. Schon nach wenigen Stunden ist dort Beziehung entstanden. Wir brauchen weitere Visa-Durchbrüche – unbedingt.

Montag, 6. März

Bis jetzt haben wir mit Hilfe von Lokalen und Freiwilligen über 40 Shelter aufgestellt. Wir waren vor allem in der Region Adiyaman (Türkei) unterwegs. Hier sind 60 % der Gebäude zerstört und das in einer Stadt mit 260.000+ Einwohnern.

In Syrien zu helfen bleibt nach wie vor problematisch und es kommt dort nur wenig Hilfe an. Die politische Situation ist kompliziert, einige Regionen sind unter Kontrolle der Regierung, andere werden von der Opposition, der Kurden oder Militanten kontrolliert … Aber wir bleiben dran und klären gerade die Frage, ob man dort überhaupt das nötige Material kaufen könnte.

Donnerstag, 2. März

Für uns wird immer deutlicher, dass die zwei großen Erdbebenregionen Türkei und Syrien völlig getrennt betrachtet werden müssen.

In der Türkei gehen die Aufräumarbeiten größtenteils gut voran. Einer unserer Teamleiter, ein Experte für erdbebensichere Notunterkünfte, ist aus dem Kaschmir angereist. Er ist sehr erstaunt über die Arbeitsleistung und das Engagement der türkischen Regierung. Zusätzlich sind weitere Teams in der Region aktiv, Hilfsgüter kommen ins Land, Geld kann leicht überwiesen werden, es gibt keine Visaprobleme. Betroffene, die alles verloren haben und nun obdachlos sind, werden vorübergehend in andere Städte der Türkei gebracht. Darunter sind ja auch viele Flüchtlinge. Mittlerweile haben wir eine Liste von Freiwilligen, die sich bereit erklärt haben, einen Hilfseinsatz zu unterstützen. Aktuell stehen wir in den Startlöchern und warten auf grünes Licht unserer Teams.

In Syrien gestaltet sich die Lage völlig anders. Hier gibt es immer noch viele Dörfer, in denen bis heute keine Hilfe angekommen ist. Von außen betrachtet fällt eine detaillierte Einschätzung schwer, es fehlt der Überblick. Dabei ist die Lage unverändert verzweifelt, Syrer sitzen traumatisiert am Straßenrand, einer sagt: »Ich stehe nicht auf, hab sowieso alles verloren, warte hier auf den Tod. Ich habe keine Perspektive für die Zukunft.« Diese Sätze spiegeln die Stimmung in vielen Teilen wider. Uns gelingt es durch eine Mitarbeiterin mit syrischem Pass vieles zu bewirken. Sie arbeitet mit anderen Kindern Gottes zusammen. Wir könnten viel mehr tun, wenn die Visa Situation eine andere wäre. Anträge diverser Mitarbeiter warten auf Genehmigung, es werden bislang jedoch so gut wie keine Visa bewilligt. Dabei handelt es sich um Mitarbeiter, die auch mit Sprachkenntnissen und kulturellem Hintergrund kommen würden. Da brauchen wir also Durchbrüche, haben aber auch den Verdacht, dass die syrische Regierung kaum direkte Hilfe will.

Und dennoch: wir tun, was wir können, bringen Gelder direkt in die Region und können damit einen Unterschied machen. Auch Geschwister aus der Türkei tun das, gehen von dort aus über die Grenze, kaufen Lebensmittelpakete und nehmen sich Zeit für die Menschen.

Montag, 27. Februar

Notunterkünfte für die Erdbebenregion

Eine Reihe von Teams arbeitet derzeit in enger Kooperation mit Einheimischen daran, Notunterkünfte für die am schlimmsten Betroffenen in der Türkei und in Syrien zu bauen. Die türkische Regierung hat veranlasst, dass Baumaterial nur für den Wiederaufbau in den Erdbebengebieten eingesetzt werden darf. Deshalb können unsere Leute weiterhin Material im größeren Stil beschaffen, um diese in die betroffenen Gebiete zu transportieren. Auf einen Sattelschlepper passt jeweils Material für 90 Notunterkünfte. Eine einzelne Notunterkunft wiegt 400 kg, bietet 18 m² Platz und kostet ca. 500 €. Weitere Spenden sind willkommen, damit wir auf die Vielzahl von Anfragen reagieren und der Not der Menschen schnell und zielgerichtet begegnen können.

Dienstag, 21. Februar

Die Menschen in Syrien fühlen sich allein und im Stich gelassen. Auf den Trümmern eines völlig zerstörten Hauses steht auf arabisch die verzweifelt-bittere Botschaft: »Wir sind tot. Danke, dass ihr uns im Stich gelassen habt.« Währenddessen bereiten sich immer mehr Teams auf die Verteilung von Hilfsgütern auch in entlegene, bisher unerreichte Gegenden vor.

Dienstag, 21. Februar

Erneutes Beben der Stärke 6.3

Gerade als wir im Videocall mit Kollegen im Erdbebengebiet beten, gibt es dort wieder ein Nachbeben. Das Beben hat eine Stärke von 6.3. Bitte betet für die Menschen hier vor Ort. Sie haben große Angst.

Quelle: EMSC

Montag, 20. Februar

Neue Partner in Syrien?

Gestern Abend ist es lang geworden und heute sind wir bereits früh auf den Beinen. Aber ich bin froh, dass wir ein gutes Treffen mit einem einheimischen Bruder hatten. Wir konnten heute bereits gemeinsam mit ihm die Menschen hier in der Stadt besuchen, mit ihnen sprechen und ihre Bedürfnisse sehen. Ich hoffe wirklich, dass es die Möglichkeit für eine Partnerschaft gibt, damit wir ihnen helfen können, den Menschen in dieser Krise zu dienen.

Samstag, 18. Februar

Update aus Nordsyrien

Wir kommen in ein Dorf im Norden Syriens, in dem jedes Haus zerstört ist. Hier war noch niemand, der Hilfe angeboten hat. Während die anderen im Team Lebensmittelpakete verteilen, setzen wir uns zu den Leuten und lassen sie einfach reden. Die vielen traurigen und tragischen Geschichten können wir hier nicht schreiben. Keiner hat einen Überblick, wie viele Tote es hier wirklich gibt. Wahrscheinlich werden sie weder registriert noch gezählt.