Ich bin ein
Was wir gehört und erfahren haben und was unsere Väter uns erzählt haben, das wollen wir auch unseren Kindern nicht vorenthalten.
Psalm 78,3
Gespannt blicken 60 Augenpaare zur Tür des Klassenzimmers, als der Lehrer vom Raum des Direktors zurückkommt. Und tatsächlich: in der Hand trägt er den typischen bunten Beutel mit dem Material für den Religionsunterricht. Die Klasse springt begeistert auf und klatscht in die Hände. Und ohne auf das Zeichen des Lehrers zu warten, beginnen 60 Kinderstimmen lauthals „Bruder Jakob“ zu singen. Die Melodie ist bekannt, der Text angepasst: „Bruder Jakob, pass mal auf: Jedes Kind ist wertvoll. Gott liebt dich!“. In der Zwischenzeit hat der Lehrer das große Bilderbuch geöffnet und beginnt mit der heutigen Lektion. Es geht um Annabi Yaaquuba, wie der biblische Jakob in der Muttersprache der Schüler genannt wird. Die Schüler staunen: Jakob hatte also vier Frauen, die sich aber nicht immer gut verstanden haben? Das erinnert so manchen Schüler an die eigene Großfamilie, wo ein Mann bis zu vier Ehefrauen hat. Bei jedem neuen Bild geht ein gespanntes Raunen durch die Klasse und die Schüler hören gespannt zu, wie der Neid der Frauen Jakobs dazu führte, dass dieser so viele Kinder bekam. Unmut kommt erst auf, als der Lehrer das Bilderbuch schließt. „Bitte erzählen Sie die Geschichte weiter!“ „Nein, die Fortsetzung gibt es erst nächste Woche.“ Doch schnell schnipsen viele Schülerarme in die Höhe, als der Lehrer die Fragen zur gehörten Geschichte stellt. Und wie groß ist die Begeisterung erst, als er die Vertiefungsaufgabe erklärt: Jedes Kind malt ein Selbstporträt in sein Schulheft. Und ganz wichtig: Darunter schreibt jeder den Satz: „Ich bin ein Geschenk Gottes!“. Denn egal, ob der eigene Vater bei der Vielzahl seiner Kinder den Überblick behält oder nicht: Jedes einzelne Kind ist unglaublich wertvoll!
Auch ich verlasse das Klassenzimmer voller Freude. Ich bedanke mich bei dem Lehrer, der den Religionsunterricht so toll unterrichtet hat. Vor ein paar Wochen hat mein Team ihn und viele weitere Lehrer ausgebildet, wie „Die schönste Geschichte der Welt“ unterrichtet wird. Als Team arbeiten wir mit den christlichen Grundschulen Guineas zusammen, damit die einheimischen Lehrer einen spannenden und interaktiven Religionsunterricht unterrichten können. Das Programm vermittelt innerhalb von sechs Schuljahren auf kultursensible Weise die Geschichten von der Schöpfung bis hin zu Jesus. Dabei werden vielfältige kreative Methoden eingesetzt, um den Verstand, den Charakter und die praktischen Fähigkeiten der Schüler zu fördern. Das Programm, das wir von Kollegen aus dem Tschad übernommen haben, wird an immer mehr christlichen Schulen Guineas eingesetzt. Doch weil uns so viele Anfragen erreicht haben, haben wir begonnen, auch Schulleiter anderer französischsprachiger Länder Westafrikas auszubilden, damit sie das Programm in ihre muslimisch geprägten Heimatländer tragen können.
Die Frucht unseres Säens sehen wir jetzt noch nicht. Aber wir hoffen, dass die vielen Samen in den Herzen der Schüler in ganz Westafrika aufgehen und eine Generation vorbereiten, die den Gott der Bibel und Jesus kennt, ihr Leben nach seinem Willen ausrichtet und mit ihm lebt.